02-20-03Diese Situation kennt jeder, der aktives Mitglied bei einer der 190 Feuerwehren im Landkreis ist: Der Alarm geht raus und der Einsatz geht los – wobei niemand vorher genau weiß, was ihn oder sie an der Einsatzstelle wirklich erwartet. Dass schwere Unfälle etwa die Freiwilligen noch lange nach dem Ende des Einsatzes bewegen können, das weiß auch Nicole Aschenbrenner, Frauenbeauftragte des Kötztinger Kreisbrandinspektoren-Bereiches, aus eigener Erfahrung.

Lange habe die in Arrach lebende Feuerwehrfrau immer wieder bei der Fahrt über das Eck an einen Motorradunfall gedacht, zu dem sie zufällig als Ersthelferin kam. Oder an die Menschen in 2014 in Fischerdorf, die durch Hochwasser auf einen Schlag alles verloren hatten. Das Thema psychische Belastung bei der Feuerwehr werde oft unterschätzt, und war darum eines, das sie als Beauftragte den Frauen im KBI-Bereich näherbringen will. Von den aktuell rund 7500 Aktiven im Feuerwehrdienst im Landkreis sind etwa 1500 Frauen. Thomas Meindl ist nicht nur Feuerwehrmann in Furth im Wald, sondern seit der Gründung der Notfallseelsorge im Landkreis Cham auch hier ehrenamtliches Mitglied. Er kümmert sich nicht nur nach Unfällen, Bränden und anderen Tragödien um die Angehörigen der Opfer, sondern auch um traumatisierte Feuerwehrmänner und -frauen. Bei einem Treffen von rund 40Feuerwehrfrauen der Inspektion mit Kreisbrandinspektor Andreas Bergbauer und den Kreisbrandmeistern am Mittwochabend im Feuerwehrzentrum Bad Kötzting ist er davon überzeugt: Auch wenn die Zahl der Frauen bei der Feuerwehr in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen sei: „Es macht keinen Unterschied ob Mann oder Frau – es kann jeden treffen.“

Im Prinzip gehe es immer um dasselbe: Stress. „Der Beginn ja schon, wenn der Piepser geht“, weiß der Feuerwehrmann aus langjähriger Erfahrung – und das auch, wenn der Einsatz an sich nichts Besonderes sei. Vor Ort könne sich die Situation völlig anders darstellen, als es bei der ersten Alarmierung geheißen habe. Ungewissheit, Zeitdruck, die Verantwortung, die auf jedem einzelnen laste, und nicht zuletzt die Öffentlichkeit, seien Faktoren, die auch auf jede Frau während eines Einsatzes Druck und damit zwangsläufig Stress ausübe. Dafür will Meindl die Frauen an diesem Abend sensibilisieren, damit sie im Zweifelsfall an sich oder auch an den Kameraden nach einem Einsatz erkennen, „hier stimmt etwas nicht mehr“. Zudem würden die Stress-Faktoren in modernen Zeiten nicht weniger, sondern mehr. Angefangen von Gaffern an der Einsatzstelle bis hin dazu, „dass ich heute alles schon im Internet nachlesen kann, was passiert ist, noch während ich an der Einsatzstelle bin“, wie Thomas Meindl erklärt. „Das alles kann selbst die erfahrendsten Leute mal fertigmachen“, sagt er. Einen Einsatz ein, zwei Tage oder auch bis zu vier Wochen nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen, das sei durchaus normal. „Aber wenn sich das Erlebte über das Leben drüberstülpt, dann ist etwas nicht mehr in Ordnung“, erklärt der Notfallseelsorger.

Bericht dankenswerter Weise von der Kötztinger Umschau, Bilder vom WebTeam-Mitglied Nicole Aschenbrenner

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